Geschichte des Schlosses Groß-Ullersdorf

Das Schloss in Groß-Ullersdorf wurde vom bedeutenden mährischen Adelsgeschlecht der Herren von Zierotin erbaut. Der Spätrenaissancebau ersetzte Ende des 16. Jahrhunderts ein verkommenes festes Haus. Die Außenfassaden sind mit einem Briefumschlag-Sgraffito verziert, die Bossenbögen der Arkaden im Innenhof kündigen ​​jedoch bereits den kommenden Barock an.

Gerade zur Zeit des antretenden Barocks wurde das Schloss prunkvoll eingerichtet und überstand unversehrt den Dreißigjährigen Krieg. Dank dieser Tatsache können dort die Besucher einmalig erhaltene, mit einer außerordentlichen Kollektion von Gobelins und Ledertapeten verzierte Innenräume bewundern. Ebenfalls die älteste zweisitzige Bahre oder die Schlossbibliothek sind erwähnenswert. Da das Schloss bis heute nicht elektrifiziert wurde, können hier im Sommer Abendführungen mit Taschenlampen stattfinden, die vor allem bei den Kindern beliebt sind. Sehr angenehm ist auch ein Spaziergang durch den Schlosspark, wo seltene Gehölze zu sehen sind.

Das Schloss Groß-Ullersdorf bzw. die Herrschaft Groß-Ullersdorf ist mit den sog. Hexenprozessen verbunden, die dort in den Jahren 1678–1692 stattfanden. 56 Unglückliche fielen dem Inquisitionstribunal zum Opfer.

1802 verkaufte Ludwig Anton die verschuldete Herrschaft an die Vormünder Karls von Liechtenstein aus der Sekundogenitur in Mährisch Kromau. Die Liechtensteiner gingen zunächst an eine umfangreiche Renovierung des Schlossgartens heran. Es kam zur Aufhebung des Barockgartens und an seiner Stelle entstand im Laufe des 19. Jahrhunderts der bis jetzt bestehende englische Landschaftspark. Die Innenräume des sog. „hohen Schlosses“ wurden nur geringfügig angepasst. Lediglich im Erdgeschoss wurden Baumaßnahmen für die Errichtung von Betriebsräumen durchgeführt. Im Gegensatz dazu wurde eine große Aufmerksamkeit dem sog. „niedrigen Schloss“ gewidmet. Vor der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der jetzige Empire-Flügel renoviert und ausgestattet. Anschließend folgten weitere, im Stil des Zweiten Rokokos eingerichteten Räumlichkeiten.


All diese Änderungen waren auf die Umwandlung des alten Schlosses in eine romantische Sommerresidenz ausgerichtet. Diese Bemühungen um eine allmähliche Verschönerung des Schlosses können die Besucher im Rahmen der Führungsroute „Liechtensteiner in Groß-Ullersdorf“ betrachten.


Seit 1945 befindet sich das Schloss im Eigentum des tschechischen Staates. Zum ersten Kastellan wurde Josef Helekal. Die Zeit seit dem Ende der 40er und insbesondere dann die Ereignisse der 50er Jahre wirkten sich entscheidend auf das heutige Aussehen des Schlossareals sowie auch auf den Umfang des Mobiliars aus. In Groß-Ullersdorf wurden schrittweise Mobiliare aus den benachbarten Schlössern versammelt. Eine sehr wichtige Persönlichkeit war der Schlossgärtner Šín, der für den Anbau von Rhododendren warb. Viele Exemplare im Schlosspark stammen aus seinen Pflanzungen. Von großer Bedeutung waren die Jahre 1964 – 1966, in denen die Generalsanierung der Arkaden des sog. hohen Schlosses verlief.


Unauslöschlich hat sich das Jahr 1969 in die Schlossgeschichte eingeschrieben, als hier der Film „Kladivo na čarodějnice“ [Die Hexenjagd] nach dem gleichnamigen Buch gedreht wurde.
Im Jahr 1995 wurde das Schloss zum nationalen Kulturdenkmal erklärt.

 

Übersicht der im Schloss gedrehten Märchen und Filme:

1969 – Kladivo na čarodějnice [Die Hexenjagd]

1975 – Zatykač na nežádoucího [Haftbefehl gegen einen Unerwünschten] (gedreht von deutschen Filmemachern)

1982 – Putování J. A. Komenského [Wanderungen von J. A. Comenius]

1985 – Za svědky minulosti [Zu Zeugen der Vergangenheit]

1990 – Dumky – Dušan Klein

1991 – Carmen (gedreht von kanadischen Filmemachern)

1994 – O poklad Anežky České [Um den Schatz der Agnes von Böhmen]

1996 – O Sirotkovi z Radhoště [Über das Waisenkind von Radhošť]

2003 – O králi Ječmínkovi [Über den König Ječmínek]

2003 – Strážce duší – Pozdní návrat [Der Seelenwächter – Die späte Rückkehr]

2007 – Bathory

2013 – Pod ochranou Žerotínů [Unter dem Schutz der Zierotiner]

2015 – Jan Hus – Cesta bez návratu [Johannes Hus – Reise ohne Rückkehr]

2016 – Národní klenoty – Velké Losiny – Nezdolná papírna [Nationalkleinodien – Groß-Ullersdorf – Unverwüstliches Papierwerk]

2016 – Ukradené srdce [Gestohlenes Herz]